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Irgendwas mit Bildung, aber nicht Lehrer an einer staatlichen Schule – der Wunsch ist nicht so selten zu hören. Das Interesse für Bildungsberufe ist unter GeisteswissenschaftlerInnen ausgeprägt, und oft ist ein früher, studienbegleitender Einstieg möglich: Tutorentätigkeit, ein Job als NachhilfelehrerIn oder VHS-DozentIn, ehrenamtlicher Sprachunterricht in der Geflüchtetenhilfe. Und Bildung hat Konjunktur. Lebenslanges Lernen ist neben einer beruflichen Notwendigkeit auch zu einem Lifestyle geworden, der Bolognaprozess hält die Hochschulen auf Trab, Unternehmen investieren in die Ausbildung und Entwicklung ihres Personals, um wettbewerbsfähig zu bleiben oder Innovationen zu fördern, traditionelle Bildungsinstitutionen passen Lern- und Führungsmethoden an. Es gibt also genug zu tun, und das auch noch sowohl in Zentren als auch in Peripherie und sogar mit der Möglichkeit zu Teilzeitstellen.
Eine Herausforderung ist mitunter das Überschreiten der Schwelle vom intuitiven Unterrichten und Anleiten und einem humanistischen Bildungskonzept einerseits zur professionellen Planung, Steuerung und Bewertung von Lern- und Bildungsprozessen andererseits. Bildung (auch) als Ware zu verstehen, insbesondere dann, wenn wir bislang selbst in einem Bildungsprozess waren und nun in eine neue Rolle wechseln, trifft manchmal auf innere Widerstände. Die Bewertung eines Bildungsangebots hängt im Studienkontext möglicherweise noch von einem idealen Bildungskonzept und von Bildungsbegrifflichkeiten ab. In der beruflichen Praxis spielen das Verhältnis von Kosten und Nutzen, die Qualitätsstandards einer Branche oder einer Institution und rechtliche Rahmenbedingungen eine Rolle, und diese können zu Konflikten mit der eigenen Vorstellung von Bildung führen.
Aktuelle Ausschreibungen gelten Bildungreferenten und Bildungsmanagern. In der normativen Definition wird Ersteren eher die Konzeption, inhaltliche Planung und Organisation sowie das Durchführen von Veranstaltungen zugeschrieben – was meist mit einer höheren inhaltlichen Affinität und auch der Voraussetzung inhaltlicher und methodischer Fachkompetenzen aus dem geisteswissenschaftlichen Studium einhergeht. Bildungsmanager arbeiten aus dieser definitorischen Perspektive eher aus betriebswirtschaftlicher Sicht: Organisations- und Personalentwicklung, Bildungsmarketing, Bildungscontrolling gehören in ihr Ressort. Überprüft man diese theoretische Einteilung an den Stellenausschreibungen, sieht man schnell, dass die Zuschreibung von Tätigkeiten zur Berufsbezeichnung variieren, ineinander übergehen und an den Strukturen der Institution oder des Unternehmens ausgerichtet sind. Analytisch ist es also wichtig, Lernprozessebenen und Zuständigkeiten des Bildungsmanagements zu kennen, in der Praxis sind sie hingegen nicht so trennscharf. Wichtiger scheinen mir eine hohe Methodenkompetenz und das Kennen von Maßnahmen und Instrumenten in Lern- und in Bildungsmanagementprozessen.
Die systematische Bildungsarbeit und die Gestaltung und Optimierung von Schulen wird Schulmanagement genannt. Eine wesentliche Aufgabe besteht darin, Kontextbedingungen wie gesetzliche Rahmen, Ressourcen und Schulumfeld in spezifische Lern- und Entwicklungsprozesse zu übertragen. Dazu gehören konkret die Personalplanung, die Schulorganisation, das Qualitätsmanagement, die Gestaltung und Entwicklung von Unterricht und Lerneinheiten und das Sicherstellen von sinnvollen Arbeitsstrukturen. Auch Kooperationen, z.B. mit Eltern, Schulträgern und Schulaufsicht, gehören in diesen Aufgabenbereich. Häufig ist das Schulmanagement Aufgabe der Schulleitung. Hier sind in den letzten Jahren organisatorische Aufgaben für SchulleiterInnen hinzugekommen, die professionelle Tätigkeiten an Schu-
len erweitern.  Erfahrung sammeln können Sie oft bereits studienbegleitend, oft zunächst in eigener Lehrtätigkeit. Tutorentätigkeit, ein Job als NachhilfelehrerIn oder VHS-DozentIn, ehrenamtlicher Sprachunterricht in der Geflüchtetenhilfe; einzelne Unternehmen bieten sogar Werkstudententätigkeiten an – was für unsere Fächer sonst nicht so häufig zu finden ist. Wenn Sie nicht auf Lehramt oder Pädagogik studieren, ist es sinnvoll, ebenfalls studienbegleitend pädagogische oder didaktische Weiterbildungsangebote zu nutzen; das können Didaktikseminare sein, aber auch Weiterbildungsangebote des Zentrums für Schlüsselqualifikationen o.ä. mit Schwerpunkt Präsentieren, Evaluieren etc. Auch Nebenjobs oder Praktika bei Bildungsanbietern sind als erste Erfahrungen sinnvoll, und zwar nicht nur als DozentIn, sondern gerade in der Verwaltung und Organisation z.B. einer VHS oder eines anderen Bildungsanbieters.
 
Berufsbezeichnungen/Ausschreibungen

  • BildungsreferentIn
  • ReferentIn/MitarbeiterIn Personalentwicklung/Weiterbildung
  • SachbearbeiterIn berufliche Bildung
  • BildungsmanagerIn
  • Schulmanagement
  • (Junior)Consultant E-Learning
  • Study Coordinator

 
Tätigkeiten
Die Tätigkeiten können unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte haben, die dann möglicherweise mit Ihren Studieninhalten korrespondieren (z.B. Gender, Migration, soziale Benachteiligung, berufliche Bildung, Literacy, Interkulturalität, Begabtenförderung). Solche inhaltlichen Schwerpunkte werden in den Stellenausschreibungen häufig abgebildet und bewirken eine große Spannbreite. Darum sind hier die Gemeinsamkeiten gefasst, unten nur kurz differenziert für wesentliche Unterschiede nach Arbeitgebern.
 
Allgemein:
Planung, Organisation, Koordination, Dokumentation, Evaluation, Qualitätssicherung von Bildungsprogrammen und –prozessen, Information und Beratung, Lehrveranstaltungen, Lehrgänge, Coachings, Entwicklung neuer Lernformen und zugehöriger Medien (E-Learning, Social Learning, mobiles Lernen, Lernplattformen, Gamification), Auswahl von (externen) DozentInnen, Erstellung von Arbeitsmaterial, Koordinierung von Bildungsmaßnahmen einzelner Einrichtungen (z.B. Zweigstellen, Mitgliedsverbände, Abteilungen), Budgetplanung und -kontrolle, Bildungsmarketing
In Unternehmen z.B.: Qualifizierungsmaßnahmen bei betrieblichen Veränderungen konzipieren und organisieren, Talentmanagement, Erstellung individueller Weiterbildungspläne, eiterbildungs- und Entwicklungsbedarf ermitteln
Bei Instituten der beruflichen Bildung z.B. Betreuung von Prüfungsausschüssen, Planung, Betreuung und Abwicklung von Abschlussprüfungen.
In Behörden und Ministerien z.B. Mitwirkung bei der Erarbeitung und Überarbeitung von Rechtsvorschriften, Mitwirkung bei der Schulaufsicht und Fachaufsicht über die staatlichen Schulämter, Gremienarbeit.
Bei Wohlfahrtsverbänden z.B. Schulsozialarbeit, Jugendmigrationsarbeit.
 
Arbeitgeber

  • Stiftungen, NGOs, NPOs
  • Berufsverbände
  • Hochschulen
  • Aus- und Weiterbildungsbereiche, Personalabteilungen von Unternehmen/Konzerne
  • Kirchen, kirchennahe Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände
  • Volkshochschulen und Bildungseinrichtungen der Kirchen
  • Private Schulen (z.B. Sprachschulen, IT-Akademien, Nachhilfe, Fernlehrinstitute)
  • Bildungseinrichtungen von Parteien oder Organisationen
  • Industrie- und Handelskammern
  • Behörden und Ministerien

 
Studium & Weiterbildung
In den Ausschreibungen wird in der Regel ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorausgesetzt, mitunter ohne fachliche Präzisierung. Ein Lehramt-Abschluss oder ein Studium der Pädagogik/Erziehungswissenschaft kann je nach Ausrichtung und organisatorischer Anbindung gewünscht sein, bei anderen Schwerpunkten ein BWL-Studium mit Schwerpunkt Personal. Nach einem Fachbachelor besteht in vielen Bildungsmanagement-Masterstudiengängen die Möglichkeit zum Anschluss. Einige Master- oder MBA-Studiengänge sind berufsbegleitend strukturiert. Programme zum Bildungsmanagement werden von Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen auch in privater Trägerschaft angeboten, z.B. (Internationales/Betriebliches) Bildungsmanagement, Bildungswissenschaft
Einen Überblick zu Qualifizierungsmaßnahmen im Schulmanagement finden Sie auf dem Deutschen Bildungsserver unter www.bildungsserver.de/Schulmanagement-Qualifizierungsmassnahmen–962.html.
 
Netzwerke

  • Berufsverband der Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler e.V.
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
  • dvb Deutscher Verband für Bildungs- und Berufsberatung e.V.
  • Internationale Vereinigung für Bildungs- und Berufsberatung IVBBB
  • Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.

 
Jobbörsen/Ausschreibungen

 
Online-Ressourcen
www.bildungsserver.de
Institut für angewandtes Schulmanagement, Stuttgart: www.ifas-schulmanagement.de
Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug (Schweiz): www.bildungsmanagement.net
www.uni-erfurt.de/ese
 
Zeitschriften
didacta – Magazin für lebenslanges Lernen
DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung
Zeitschrift Schulmanagement
 
Literatur
Wolfgang Böttcher/Joachim Merchel: Einführung in das Bildungs- und Sozialmanagement, Stuttgart 2010
John Erpenbeck/Werner Sauter: Stoppt die Kompetenzkatastrophe. Wege in eine neue Bildungswelt, Heidelberg 2016
Peter Faulstich/Christine Zeuner: Bachelor/Master: Erwachsenenbildung, Weinheim 2010
Michael Gessler (Hg.): Handlungsfelder des Bildungsmanagements. Ein Handbuch, Münster 2009
Christiane Hof: Lebenslanges Lernen. Eine Einführung (Grundriss der Pädagogik 4), Stuttgart 2009
Sabine Seufert: Bildungsmanagement: Einführung für Studium und Praxis, Stuttgart 2013
Rudolf Tippelt/Aiga von Hippel (Hg.): Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Wiesbaden 52011
Jürgen Wittpoth: Einführung in die Erwachsenenbildung, Stuttgart 2013
 
Referenzen
http://berufenet.arbeitsagentur.de: Bildungsreferent
http://berufenet.arbeitsagentur.de: Bildungsmanager

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