Was passiert eigentlich mit all dem Zeug, das Sie auf der Festplatte haben, auf Ihren USB-Sticks, mit all den Bildern, die im Handy oder auf Instagram geladen sind, mit Ihren E-Mail-Konten, Websites und Blogs, mit Ihren Social-Media-Profilen, mit ihren e-Books und Musikdateien, wenn Sie sterben? Vererben Sie all das?
Heute hat z.B. das Berliner Kammergericht entschieden, dass Eltern als Erben ihres verstorbenen Kindes keinen Zugang zum facebook-Konto des Kindes bekommen; das Fernmeldegeheimnis sei höher zu bewerten als der Anspruch der Erben.
Die hohe rechtliche und technischeKomplexität, der emotionale Anteil und das „Neuland“, das die digitale Welt für viele Hinterbliebenen, aber auch für Dienstleister in der Bestattungsbranche darstellt, haben eine neue Tätigkeit hervorgebracht: Die „Beratung an der Schnittstelle von Mensch, Tod und Internet“ – hier zitiert von Birgit Janetzky Website http://semno.de/. Und diese Tätigkeit ist affin zu unseren Fächern – Birgit Janetzky studierte Theologie, Sabine Landes und Dennis Schmolk, die die Plattform „digital.danach“ betreiben, studierten Buchwissenschaften und Neuere deutsche Literaturgeschichte bzw. Soziologie. Sie bieten ebenso wie Semno auch Beratung für Hinterbliebene an, sowie für Unternehmen bzw. Personen, die mit dem Sterben arbeiten (Bestattungsbranche, Seelsorger, Trauerbegleiter). digital.danach berät zudem Entwickler und Designer daraufhin, wie Kunden online die Vorsorge leichtgemacht werden kann. Birgit Janetzky unterstützt User bei der digitalen Vorsorge und stellt Kontakte zu anderen Fachleuten her, etwa zu Rechtsanwälten, Versicherungen oder den online-Plattformen selbst.
Beide Unternehmen bieten außerdem Vorträge und Präsentationen zum digitalen Nachlass an.
Was braucht man?

  • Fachwissen und Lernfähigkeit hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen, teils auch international.
  • IT-Affinität.
  • Hohe soziale und emotionale Kompetenz, die sowohl die Würde der Verstorbenen als auch die Bedürfnisse der Hinterbliebenen angemessen einschätzt und dennoch klar in der eigenen Rolle bleibt.
  • Hilfreich können zudem Anpassungsqualifikationen z.B. in Trauerbegleitung oder Social Media Management sein.

 
Ist das zukunftsfähig? Ach, der Tod hat immer Zukunft.
 
Literatur
Sabine Landes/Dennis Schmolk: Digitaler Nachlass: Das Handbuch für Vorsorgende und Hinterbliebene, kindle-edition 2017
Michel de Montaigne: Philosophieren heißt sterben lernen, in: Essais, Zürich 1996 (oder jede andere Ausgabe vermutlich auch)
Stiftung Warentest: Das Nachlass-Set: Testament, Vermögensübersicht, Digitaler Nachlass, Bestattungsverfügung, 2016
 

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