Mareike Menne & Julia Zarna

Mareike: Gleich zweimal bin ich heute bei meiner Morgenlektüre über die PomodoroTechnik gestolpert:

  • Monika Kanokova: This Year will be different. The insightful guide to becoming a freelancer, kindle eBook 2015.
  • Svenja Hofert: Mindshift. Mach dich fit für die Arbeitswelt von morgen, Frankfurt am Main 2019, S. 62.

Das nahm ich als Zeichen, diese Technik heute einmal auszuprobieren. Meine To-Do-Liste ist nämlich fürchterlich lang, und ich bin mir nicht sicher, wie ich sie am besten abarbeite.

Die Pomodoro-Technik sieht eine klare Zeiteinteilung vor:

  • 4 Intervalle zu 25 Minuten konzentrierter Arbeit und 5 Minuten Pause, dann
  • 30 Minuten Impulsen nachgehen (wie Mails checken, facebook, richtige Pause)
  • Je nach Zeitfenster wiederholen.

Falls Ihr Euch wundert, was diese Intervall-Technik mit einer Tomate zu tun hat: Der Erfinder dieser Selbstmanagement-Technik, Francesco Cirillo, nutzte eine Küchenuhr in Form einer Tomate, um die 25 Minuten abzumessen. Die Technik setzt voraus, dass die Aufgabe entweder innerhalb des Intervalls erledigt werden kann oder so in einzelne Arbeitsschritte zerlegt wird, dass 25 Minuten uns dem Ziel näherbringen.

Zu meinen To-Do‘s gehört aktuell das Lektorat von zwei Büchern. Vielleicht könnt Ihr das auf Eure Lesepflichten übertragen. Dem Lesen ebenso wie dem Lektorat haftet leider die Vorstellung an, es handle sich gar nicht um richtige Arbeit, so ein bisschen Lesen … Doch es ist harte Arbeit. Nicht in den ersten zehn Minuten, aber dann meldet sich allmählich der Körper, das Sitzen fällt schwer, die Konzentration schweift ab, ich komme mit meinen Qualitätskriterien in Konflikt und bin der Meinung, nun auch mal etwas schneller vorangehen zu können. Üblicherweise halte ich durch, solange ich kann, um keine Zeit zu verschwenden. Heute aber wollte ich meine Aufgaben mit der Pomodoro-Einteilung erfüllen.

Julia: Als Studentin habe ich einen ganzen Berg von Texten, denen ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken muss. Und nach Möglichkeit soll auch etwas vom Gelesenen in meinem Gedächtnis hängen bleiben. Besonders viel Lesestoff ergibt sich während der Recherche für eine Hausarbeit. Das Lesen von Fachliteratur kann anstrengend sein und lässt Konzentration und Motivation sehr schnell den absoluten Nullpunkt erreichen. Eine Kommilitonin empfahl mir, die Pomodoro-Technik auszuprobieren. Ich sollte dadurch effizienter arbeiten und länger durchhalten können. Und da mir der Abgabetermin im Nacken saß und ich nichts zu verlieren hatte, probierte ich es aus.

Mareike: Der erste und der zweite Arbeitsblock waren wunderbar und leicht. Und bereits das war ein Gewinn, denn die 50 Minuten Arbeit mit Unterbrechung, die ich zum Dehnen, Frischluftschnappen und Teenachfüllen genutzt habe, fielen mir leichter als die sonst üblichen 50 Minuten ohne Pause.

Überzeugt, dass es so leicht weitergehen würde, machte ich mich an den dritten 25-Minuten-Block. Dabei merkte ich, dass die Arbeit an jenem Text für heute reicht. Die Motivation sank, das Pflichtgefühl trug mich durch den Rest dieser Arbeitseinheit, drei Unterbrechungen durch Kinder und einen Telefonanruf taten ihr Übriges. Es ist also etwas dran, das Handy für die Arbeitsphase zu ignorieren und im Umfeld zu klären, wann ich wieder ansprechbar bin.

Julia: Als jemand, der sich gerne ablenken lässt bzw. die Ablenkung sucht, war mir klar, dass ich zu Hause nicht konzentriert arbeiten würde. Daher entschloss ich mich einen Ort aufzusuchen, wo mich die Ablenkung, egal ob digital oder analog, nicht finden würde: die Universitätsbibliothek. Mit Proviant, meinem Laptop und Büchern ausgestattet suchte ich mir eine einsame Arbeitsplatzinsel. Zuvor hatte ich mir extra eine App heruntergeladen, die während der 25 Minuten Arbeitszeit mein Smartphone in den Flugzeug-Modus schaltete, und mich jeweils durch Vibration oder Ton informierte, wenn eine Arbeitsphase bzw. Pause endete oder begann.

Zunächst waren die 25 Minuten schneller um als erwartet und ich fühlte mich in meinem Lesefluss fasst schon etwas gestört, wenn ich mitten im Satz eine Pause machen musste. Sich nach externen Zeitvorgaben zu richten, war auf jeden Fall eine Umstellung.

Mareike: Der Beginn des vierten Intervalls, nun mit neuem Text, war nicht leicht. Zwar erfrischte es meinen Geist, an etwas anderem zu arbeiten, aber ich war nicht gut vorbereitet, musste erst Ausdruck und Datei aufrufen, die Stelle finden, an der ich aufgehört hatte und Notizen, die ich mir für die Bearbeitung dieses Textes gemacht hatte, wieder hervorholen. Dieser organisatorische Teil des Lesens kostete sicherlich fünf Minuten, nicht viel, auf das Leben an sich gerechnet, aber immerhin ein Fünftel der vorgesehenen konzentrierten Zeit. Mein Fazit aus diesem Prozess: Die Pomodoro-Technik wird effektiver, wenn vor den eigentlichen Arbeitseinheiten alles für die Konzentrationsphasen bereitliegt.

Julia: Trotz anfänglicher Schwierigkeiten schien die Pomodoro-Technik langsam ihre Wirkung zu entfalten. Bereits während des dritten Arbeitsblocks konnte ich die 5-Minuten-Pause kaum erwarten. Ich veränderte meine Sitzposition, lockerte meinen Schulterbereich und sah entweder aus dem Fenster oder auf mein Smartphone. Diese zugestanden Unterbrechungen wirkten erfrischend und ließen mich auch das letzte Intervall durchhalten. In der 30-minütigen Erholungsphase belohnte ich meine Ausdauer mit einem Stück Schokolade und etwas Bewegung.

Mareike: Bei mir ging es nicht produktiv nach der Erholungspause weiter. Ich nutzte diese Unterbrechung nämlich dazu, überhaupt erst festzulegen, was nun in der letzten konzentrierten Arbeitseinheit geschehen sollte. Es wäre auch hier besser und produktiver gewesen, ich hätte festgelegt, was genau ich bearbeiten will.

Julia: Die Wiederholung fiel etwas ernüchternder aus. Immer wieder sah ich auf mein Smartphone, um zu schauen, wie viele Minuten Arbeitszeit noch übrig waren. Schließlich brach ich nach dem dritten Interwall ab. Die Luft war raus. Dennoch war ich zufrieden mit mir und mit meinem beachtlichen Fortschritt. Ich hatte wirklich was geschafft und mein Kopf fühlte sich nicht an als bestünde er aus Matsch.

Mareike: Ich habe mehr geschafft und war auch erholter als ich es sonst üblicherweise bei anstrengenden Lesearbeiten bin. Für das nächste Mal werde ich verbessern:

  • Die Kommunikation meiner Ansprechbarkeit in den Pausen.
  • Ich nehme Julias Idee mit dem Flugzeugmodus auf.
  • Ich organisiere die Konzentrationsphasen besser, lege das Material für alle Abschnitte bereit und den Ablauf fest, damit ich mir keine Gedanken über die nächsten Schritte machen muss bzw. diese kostbare Zeit, in der ich konzentriert arbeiten kann, nicht mit Organisation und Entscheidungen störe.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Menü